John Millei (*1958, Los Angeles) ist außerordentlicher Professor an der Kunstfakultät von Pasadena, der Claremont Graduate University und dem Southern California Institute of Architecture. Er ist einer der bekannten Vertreter des in den 1980er Jahren entstanden kalifornischen Abstraktionismus und bestritt zahlreiche Museumsausstellungen mit Hochkaräter*Innen wie Helen Frankenthaler, Hans Hofmannoder Ernst Wilhelm Nay.  Seine Werke befinden sich in internationalen Sammlungen u.a. dem Centre Pompidou (Paris), LACMA Museum (Los Angeles) oder dem Museo Jumex (Mexiko City).

Millei begann seine Karriere als Assistent von Richard Diebenkorn in den späten 1970er Jahren. Beeinflusst wurde er von Jasper Johns' ikonischer Serie 0 bis 9 (1960) und den Gemälden des abstrakten Expressionismus von John Altoon -  einer prominenten Figur in der Kunstszene von Los Angeles in den 1950er und 1960er Jahren.
John Millei gehört zu einer Generation von Künstler*Innen wie Lari Pittman, Roger Herman und später Mary Weatherford, Mark Bradford und Laura Owens, die dafür verantwortlich waren, dass sich die Malerei in Los Angeles vom Minimalismus der Light and Space - Bewegung abwandte und sich einer malerischeren und freizügigeren Malerei zuwandte, die sich im Spannungsfeld zwischen Figuration und Repräsentation, Popkultur und Abstraktem Expressionismus bewegte.
In den 1990er Jahren begann John Millei in der einflussreichen Ace Gallery in Los Angeles auszustellen. Die aus Vancouver stammende Ace Gallery wurde 1967 in Los Angeles eröffnet und war dort eine wichtige Institution, die unter anderem Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Carl Andre, Sol LeWitt, Bruce Nauman, Donald Judd, Frank Stella und Robert Motherwell ausstellte.
Millei ist ein Künstler, dessen visuelles Vokabular keine Grenzen kennt. Er spielt mit Bildern und Themen, die im Kanon der Kunstgeschichte seit jeher als Motive fungieren -  die Meereslandschaft, die Blume, Picassos Porträt von Dora Maar, Cezannes Badende uvm.

Diese Motive und Genres selbst dienen ihm jedoch nur als Ausgangspunkt für seine Fantasie. Was ihn wirklich interessiert, ist, wie er diese Ikonen mit seinem feinen Gespür für das Absurde und seiner Beherrschung von Farbe und Maßstab spielerisch neu erfinden und unterlaufen kann.

In der Serie "Woman in a Chair" reinszeniert Millei beispielsweise Picassos berühmtes "Portrait de Dora Maar" (1937). Die Gemälde aus dieser Serie befassen sich jedoch weder mit Picasso an sich noch mit dem Sujet der Dora Maar; sie dienen vielmehr als Ausgangspunkt für Milleis Erkundung seiner eigenen stilistischen Entwicklung. Durch dieses Spiel mit jenem Leitmotiv der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts lässt er der Elastizität seines malerischen Könnens freien Lauf und dehnt die ursprüngliche Struktur von Picassos Komposition mit allen erdenklichen künstlerischen Mitteln -  Farbe/Form/Minimalismus/Abstraktion - aus.

“Millei’s relationship with the past is symbiotic rather than parasitic: he gives it the only authentic life it can have in the present. Turning known artistic territory into a terra incognita of abstraction, he restores art’s existential mystery.”

(Donald Kuspit)

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Sali Muller